Gnadenbild der tränenreichen Jungfrau

Eine unserer wichtigsten Reliquien haben wir einem Krieg zu „verdanken“, der mehrere zehntausend Leben ins Elend stürzte.

Das westirische Galway war die Bastion, die den Eroberungen Cromwells am längsten widerstand, sie fiel 1651. Die Katholiken wurden verfolgt, und mehr als fünfzigtausend Menschen wurden zur Zwangsarbeit in die englischen Kolonien geschickt.

Auch die kirchlichen Würdenträger wurden verbannt, einige von ihnen nach Belgien – unter ihnen auch der Bischof Walter Lynch. Neben den irischen Katholiken ist er der Held dieser Geschichte. Er rettete das besagte Madonnenbild, das ein Familienheiligtum war, vor der sicheren Vernichtung.

Von Belgien gelang ihm die Flucht nach Wien, wo er den damaligen Győrer Bischof János Püski kennenlernte, mit dem ihn bald eine enge Freundschaft verband. Püski berief ihn als Mitglied des Domkapitels zum bischöflichen Vikar und Kapitular.

Walter Lynch kam 1655 in Győr an und lebte hier bis zu seinem Tod im Jahr 1663; bis heute ruht er in der Krypta unserer Basilika. Als er starb, hinterließ er das hochgeschätzte Gemälde der Győrer Kirche. Damit drückte er den Győrern gegenüber seine Dankbarkeit dafür aus, dass sie ihn aufnahmen und ihm eine neue Heimat gaben.

Das Gnadenbild scheint aber mit seinem Herkunftsland, in dem die Katholiken weiterhin verfolgt wurden, in Verbindung geblieben zu sein. Man kann es für einen grausamen Witz des englischen Parlaments halten, dass am 17. März 1697, am Tag des Hl. Patrick, des irischen Apostels und Schutzheiligen der irischen Katholiken, das Dekret verkündet wurde, das die irischen Bischöfe endgültig verbannte.

An diesem Tag, morgens zwischen sechs und neun Uhr, weinte die Heilige Jungfrau auf dem Bild an der Wand der Győrer Basilika vor den Augen von vielen Gläubigen und kirchlichen Würdenträgern blutige Tränen. Unabhängig von religiöser oder gesellschaftlicher Zugehörigkeit strömten die Menschen herbei, um das Wunder zu sehen.

Die Tränen wurden mit einem weißen Leintuch aufgefangen, das später einen silbernen Rahmen bekam und bis heute in der Schatzkammer des Bistums verwahrt wird.

Die Nachricht von diesem Ereignis ging in alle Lande, und einige Monate später trug man das Gemälde auf Geheiß des Kaisers auch in Wien in einer Prozession herum.

Am 200. Jahrestag der Bluttränen war auch eine irische Delegation in Győr, und 2003 brachte der Győrer Bischof Lajos Pápai – aus Anlass des 350. Jahrestages des Endes der Cromwell’schen Eroberungen – eine Kopie des Bildes nach Loughrea in der Grafschaft Galway.

Nur wenige wissen, dass die tränenreiche Jungfrau in Győr auch als „Irische Madonna“ bekannt ist, in Irland hingegen als „Unsere liebe Frau von Győr“ („Our Lady of Győr“).

Es gibt noch eine weitere interessante Parallele: Die Galwayer haben auch 30 km entfernt, im Städtchen Eyrecourt eine in hohen Ehren gehaltene Madonna, die Madonna von Clonfert, zu der jedes Jahr im Mai mehrere tausend Pilger kommen.

Von der aus dem 14. Jahrhundert stammenden, aus Eichenholz geschnitzten und bemalten Figur erzählt man sich, dass sie in der Zeit der Cromwell’schen Katholikenverfolgungen versteckt worden sei, dann habe sie Anfang des 19. Jahrhunderts ein Holzfäller im Holraum einer riesigen Eiche gefunden. Dort, wo er die Säge angesetzt hatte, begann der Baum zu bluten.

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